Friedrich Wilhelm im Kampfe mit Ludwig Xiv. und den Schweden.
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§ 161. Zerwürfnis und Versöhnung mit dem Kaiser. Die Türken bor Wien. Der Kurfürst hatte noch einen zweiten Grund, dem Kaiser zu zürnen, ansprüche. Damals war der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau gestorben, und diese Lande mußten gemäß dem von Joachim Ii. geschlossenen Erbvertrage an Brandenburg fallen; aber Kaiser Leopold I. zog sie als Lehen der Krone Böhmen ein. Unter diesen Umständen stellte sich Friedrich Wilhelm auf die Seite der Gegner des Kaisers und schloß ein Bündnis mit Ludwig Xiv.
Da auch andere bedeutende Reichsfürsten mit Frankreich solche Verträge abgeschlossen hatten, so konnte Ludwig Xiv. seine Raubpolitik fortsetzen. Er richtete damals die Reunionskammern ein, d.h. fran-g^Äten. zösische Gerichtshöfe, welche prüfen sollten, welche deutschen Gebiete einst zu den in den letzten Friedensschlüssen abgetretenen Ländern gehört hätten; auf diese erhob er dann als auf französischen Besitz Anspruch und ließ sie durch Truppen besetzen. Ferner überfiel er im Jahre 1681 mitten im Frieden die alte deutsche Stadt Straßburg, die Perle des Elsaß, und S^raßburg" machte sie, ohne daß ihm jemand entgegentrat, zu einer französischen Stadt. 1681 •
In derselben Zeit wurde der Kaiser von Osten her bedrängt. 1683 Die Dirken erschien ein 200 000 Mann starkes Türkenheer, von dem Großvezier Kara 1683.
Mustafa befehligt, vor Wie n. Die schwache Besatzung der Stadt, durch Bürger und Studenten verstärkt, leistete unter dem Befehl des Grafen Ernst Rüdiger von Star h emberg den Angriffen und Minen des Feindes tapferen Widerstand; doch machte dieser bereits gefährliche Fortschritte, dazu drohten Seuchen und Hungersnot. Da nahte ein Entsatzheer heran; es war riber 80 000 Mann stark und bestand aus Kaiserlichen, Reichstruppen und aus Polen, die ihr König Johann Sobieski führte. Am Kahlenberge trug es einen glänzenden Sieg davon. Der Feind floh, und sein Lager wurde erbeutet; Kara Mustafa wurde nachher auf Befehl des Sultans hingerichtet.
Darauf begann der Kaiser den Angriffskrieg aus Ungarn, das sich zum größeren Teile in der Hand der Türken befand.
Bei der Befreiung von Wien hatten brandenburgifche Truppen nicht mitgewirkt. Indessen war das französische Bündnis des Kurfürsten nicht von Dauer. Schon der Raub Straßburgs hatte ihn tief entrüstet; den Anlaß Zum Bruch gab, daß Ludwigxiv. 1685 das Edikt von Nantes aufhob. Da erließ der Kurfürst trotz der französischen Drohungen das P o t s - Das Edikt damer Edikt, wodurch er den gemißhandelten Hugenotten eine Zu- 1b“m: flucht in seinen Landen eröffnete. So wanderten denn unter ihm und feinem Nachfolger etwa 20 000 „Röfugiös" in Brandenburg ein und fiedelten sich in Berlin und anderen Städten an; es waren zumeist gebildete und
10*
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Extrahierte Ortsnamen: Schweden Wien Liegnitz Brieg Brandenburg Frankreich Polen Ungarn Wien Ludwigxiv Nantes Brandenburg Berlin
252 —
lang belagerten deshalb Karl Vii. und Renatus die reichstreue Stadt. Nachbem sie eine bebeutenbe Geldsumme erhalten hatten, zogen sie, des Kampfes mübe, ab. So war die Freiheit von Metz durch die Treue und Opferwilligkeit seiner Bürger gerettet.
In das Elsaß ries in diesem Jahre (1444) die Armagnaken der österreichische Herzog Albrecht. Er lag nämlich mit den Schweizern im Streite und konnte nicht Meister über sie werben. Da bat er den König von Frankreich um Hilfe, der nach einem Vertrage 5—6000 Mann schicken sollte. Der Dauphin (Kronprinz) von Frankreich kam aber mit einem Heere von 40000 Mann und wollte über Basel in die Schweiz einbrechen. Das wehrten die Schweizer nnb traten bei St. Jakob unweit Basel dem Feinde gegenüber. Der Dauphin verlor 6000 Mann, ließ von weiterem Kampse gegen die Schweizer ab und wanbte sich ins Elsaß. Bald würde es klar, was er hier wollte. Der Rhein sei die alte Grenze Zwischen Frankreich und Deutschland, hieß es ans einmal, Frankreich müsse seine natürlichen Grenzen wieber haben. Von Straßburg verlangte der Dauphin freien Ein- und Auszug mit seinen Truppen. Im ganzen Elsaß würden die festen Plätze von den Franzosen besetzt, Land und Leute furchtbar heimgesucht. Die Zeiten „der Schinber" waren wieber gekommen. Ansgeplünberte Gehöfte, brennende Dörfer, ermordete Weiber und Kinder zeigten den Weg, den die Armagnaken genommen.
Mit dem Könige von Frankreich wurde endlich ein Vertrag geschlossen, wonach das Gesindel das Land verlassen sollte. Erst im Frühjahr 1445 zogen die letzten ab. Gegen die Adeligen des Landes, die zu den Franzosen gehalten hatten, erhob sich ein wilder Rachekrieg; ihre Burgen wurden zerstört, die städtischen Edelleute verjagt.
4. Karl der Kühne und Peter von Hagenbach.
Am Ende des 15. Jahrhunderts hatte Dentschlanb einen gefährlichen Gegner an der Westgrenze des Reiches, Karl den -Kühnen, den Herzog von Burgund. Er hatte vor, das alte Reich Lothars, des Sohnes Lnbwigs des Frommen, wiederherzustellen, und glaubte seinen Plan sicher zu erreichen, ba er schon im Besitze Burgunbs und der Niederlande war. Wollte er seinen Plan ganz ausführen, mußte er auch Elsaß und Lothringen erobern.
Das Elsaß schien seine gewisse Beute zu werben. Lanbgraf vom Elsaß war damals Herzog Sigismund von Tirol, ein schwacher Fürst, den die Schweizer in seinen elsässischen Besitzungen unablässig beunruhigten. Sigismund war des Kampfes müde, schloß mit den Schweizern einen unrühmlichen Frieden und wollte seines elsässischen Besitzes überhaupt los sein. Er verpfändete den Sundgau nebst der Grasschaft Psirt und die Landgrafschaft
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vii Karl Renatus Albrecht Albrecht Jakob Karl_der_Kühne Karl Peter_von_Hagenbach Karl Karl Sigismund_von_Tirol Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß Frankreich Frankreich Basel Basel Rhein Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Burgund Niederlande Lothringen
aufgereizt worden, da er in dem großen Kurfürsten seinen gefährlichsten Gegner sah. In Eilmärschen zog dieser in sein Heimatland und schlug die neuen Feinde vollständig bei Fehrbellin (1675). Das Elsaß aber blieb für die Deutschen infolge der unglücklichen Schlacht bei Türkheim verloren.
Der Krieg dauerte hier noch vier Jahre lang sort. Das Elsaß, das ungefähr vierzig Jahre früher im dreißigjährigen Kriege so hart mitgenommen worden war, litt unsäglich. Um den Kaiserlichen, die jetzt von dem Herzog Karl von Lothringen geführt wurden, die Kriegsführung zu erschweren, wurde eine Anzahl elsässischer Städte zerstört. Auch sollte ihnen dadurch ihre ^reue und Liebe zu Kaiser und Reich gründlich ausgetrieben werden. Höreu wir, was ein Zeitgenosse, der Verfasser der Xh(inner Chronik, ein Franziskanermönch, darüber berichtet:
„Am 1. September (1677) ist die schöne Stadt 3obern, so des Bischofs von Straßburg Residenz ist, von den Franzosen rasiert und sind die schönen Ringmauern und Zinnen, auch die Türme niedergerissen worden, und also eher einem Dorf als einer Stadt ist gleich worden."
„Um diese Zeit ist auch die große und schöne Reichsstadt Hagenau ausgeplündert und verbrannt worden, weil sie zu unbesonnen im Reden waren."
„Den 16. September 1677 haben die Franzosen die Stadt Hagenau zum zweitenmal wieder angezündet und verbrannt, auf daß das, was das erstemal übrig geblieben, diesesmal alles zu Asche werden sollte. Hundert Häuser samt der alten Hohen-stanfenburg brannten in Hagenau nieder, in Weißen bürg fiebenzig Häuser."
Durch solche Gewaltmaßregeln suchte Ludwig Xiv. das Elsaß zu bezwingen. Um weiterem Elend und Jammer zu entgehen, zumal von dem schwachen Kaiser keine Hilfe mehr zu hoffen war, unterwarf sich das elf äs fische Volk. Nur Straßburg war noch frei und hielt zum Deutschen Reiche. Im Jahre 1681 aber wurde es auch französisch; das ging so zu: Ludwig Xiv. setzte Gerichte ein, Reunionskammern genannt, die untersuchen sollten, welche Länder und Städte einst zu den von Frankreich in den letzten 30 Jahren erworbenen Besitzungen gehört hätten. Diese wurden besetzt und für französisch erklärt; unter ihnen war auch Straßburg. Der französische König ließ zuerst eine Schanze ant Rhein nehmen und schickte dann den Feldherrn Montelar mit 30000 Mann gegen die Stadt und die umliegenden Dörser. Als man in Straßburg davon Kunde erhielt, bemächtigte sich eine gewaltige Aufregung der Stadt; die Wälle wurden besetzt, die Kanonen auf die Mauern geführt. Allein es war vergebens. Straßburg hatte nur 400 Mann Besatzung; was konnten die gegen dreißigtausend
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Extrahierte Ortsnamen: Eilmärschen Fehrbellin Hagenau Hagenau Hagenau Frankreich Rhein Straßburg
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die spanischen Besitzungen in Italien, Neapel, Mailand und die Insel Sardinien, ferner die spanischen Niederlande (Belgien) und die Festungen Kehl, Breisach und Freiburg im Breisgau, welche die Franzosen seit dem Jahre 1685 besaßen. Die Engländer behielten die starke Festung Gibraltar, die sie während des Krieges erobert hatten. Die Kurfürsten von Bayern und von Köln, die mit Ludwig Xiv. verbündet und darum in die Reichsacht erklärt worden waren, wurden in ihre Länder wieder eingesetzt.*)
Viii. Die Lrirlrenkriege.
1. Belagerung von Wien. 1683.
Nachdem die Türken (1453) Konstantinopel erobert hatten, dehnten sie im Lause der folgenden hundert Jahre ihre Macht über die ganze Balkanhalbinsel, die Länder an der untern Donau und fast über ganz Ungarn aus. Auch nach Österreich und Steiermark machten sie häufig Raubzüge, verheerten das Land und schleppten die wehrlosen Einwohner in die Sklaverei. Wien wurde von ihnen im Jahre 1529 belagert, jedoch durch die tapfere Verteidigung des Grasen Salm gerettet. Um das Jahr 1600 geboten türkische Statthalter zu Raab, Komorn, Ofen. König Ludwig Xiy. von Frankreich hetzte den Sultan zum Kriege gegen Österreich, damit er um so leichter seinen Länderraub an Deutschlands Westgrenze vollbringen konnte.
Im Jahre 1683 brach der Großvezier Kara Mustapha mit einem Heere von 200000 Mann in Niederösterreich ein und belagerte Wien. Die Kaiserstadt wurde nur von 20 000 Streitern, Soldaten, Studenten der Universität und Bürgern unter dem Befehle des Grafen Rüdiger von Starhemberg verteidigt. Sechzig Tage dauerte die Belagerung, achtzehn Sturmangriffe wurden von den Türken gemacht, aber der Heldenmut der Verteidiger vereitelte alle Anstrengungen des übermächtigen Feindes.
Ein deutsches Heer von 60000 Mann unter dem Oberbefehle des Herzogs Karl von Lothringen rückte zum Entsätze
*) Ludwig Xiv. überlebte den spanischen Erbfolgekrieg nur um ein Jahr. In seiner Familie war es in letzter Zeit immer einsamer um ihn geworden. Leinen Sohn und seinen Enkel hatte der Tod ihm schon entrissen. Im Jahre 1715 starb Ludwig, verlasseu von der Liebe des Volkes, das er durch die vielen Kriege und seine Prachtliebe arm gemacht hatte. Lo sehr waren alle Bande der Ehrfurcht gelockert, daß das Volk den Sarg des Königs bei seiner Überführung nach St. Tems mit Fluch- und Schimpf-worten begleitete, ihn mit L-chmutz und Steinen bewarf. In ganz Frankreich wurde die Nachricht von dem Tode des Despoten wie eine Erlösung aus langer Knechtschaft mit Jubel begrüßt. Ludwig hinterließ eine ■Schuldenlast von über zwei Milliarden, einen sittenlosen Hofadel, einen verarmten Bürger- und Bauernstand. Und sein Nachfolger Ludwig Xv. überbot seinen Vorgänger an Verschwendung und Sittenlosigkeit.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Raab Ludwig_Xiy Ludwig Kara_Mustapha Karl_von_Lothringen Karl Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_hinterließ Ludwig Ludwig_Xv.
Extrahierte Ortsnamen: Italien Neapel Mailand Sardinien Belgien Kehl Breisach Freiburg Wien Konstantinopel Donau Ungarn Wien Frankreich Deutschlands Niederösterreich Starhemberg Frankreich
— 200 —
mehr; sein Werk vollendete sein Nachfolger Mazarin, dessen Gesandte bei den Friedensverhandlungen zu Münster das erste Wort führten und neben der Demütigung des Habsburgischen Kaiserhauses für Frankreich einen ansehnlichen Gebietszuwachs und das Recht der Einmischung in die deutschen Angelegenheiten durchsetzten. Richelieu und Mazarin versäumten nichts, um den Handel und Ackerbau, wie überhaupt die Steuerkraft Frankreichs zu heben.
Ludwig Xiv. nahm die Regierung*) Frankreichs nach dem Tode des Kardinals Mazarin in die Hand und benützte die Machtmittel, welche die beiden größten Minister Frankreichs für das Königtum geschaffen und gesammelt hatten, zur Durchführung seiner ehrgeizigen Pläne. Ihm wurde das Glück zuteil, für alle Zweige der Staatsverwaltung tüchtige Ratgeber und zugleich eine große Zahl von ausgezeichneten Feldherren zu besitzen. Unter seiner Regierung blühten Handel und Gewerbe, Kunst und Literatur; durch seine Kriege wurde Frankreichs Kriegsruhm erhöht, sein Gebiet vermehrt und sein Einfluß über ganz Europa ausgedehnt.
Durch den westfälischen Frieden hatte Frankreich das Elsaß, soweit es österreichisch war, und die Landgrafschaft**) im Elsaß erhalten; das bedeutete nicht etwa, daß Elsaß sorthin französisches Land fein sollte, sondern es sollte beim Deutschen Reiche verbleiben und nur vom französischen Könige im Namen des Deutschen Kaisers und Reiches verwaltet werden. Ludwig Xiv. aber zwang die Elsässer, ihm als ihrem unbeschränkten Herrn und Könige zu huldigen, und nahm 1681 mitten im Frieden gewaltsamerweise die freie Reichsstadt Straßburg in Besitz.
Ludwigs Xiv. Bruder, der Herzog Philipp von Orleans, war mit Elisabeth Charlotte, der Schwester des kinderlosen Kurfürsten Karl von der Pfalz, verheiratet. Als der Kurfürst (1685) starb, erhob Ludwig für feinen Bruder Erbansprüche aus die Pfalz. Der Kaiser und die Reichsfürsten wiesen sie zurück und schlossen zur Abwehr einen Bund mit den Holländern und den Engländern. Ludwig besetzte die Pfalz im Herbste des Jahres 1688 mit einem Heere von 50000 Mann. Nachdem die Bewohner durch Plünderung und Gewalttaten aller Art mißhandelt worden waren, gab Ludwig (1689) den Besehl, Städte und Dörfer niederzubrennen. Es wurden französische Mordbrennerbanden ausgeschickt nicht nur in me Pfalz, sondern auch nach Schwaben, Franken und selbst nach Böhmen. Ludwig wollte sich durch diese Verwüstungen dafür rächen, daß feine Ansprüche
*) Beim Tode seines Vaters (1643) fünf Jahre alt, blieb er nnter der Vormundschaft seiner Mutter und des Kardinals bis 1661.
**) Landgraf — Reichsstatthalter.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Frankreichs Frankreichs Europa Frankreich Elsaß Reichsstadt_Straßburg Schwaben
12
Form, Größe und Einwohnerzahl Deutschlands.
16
Grenze seit der Völkerwanderung immer weiter vorgeschoben (Zurückdrängung
der Slawen, Teilungen Polens). Im Westen liegen die Festungen Metz, Straß-
burg, Mainz, Coblenz, Cöln und Wesel, im Osten Posen, Thorn, Königsberg,
Danzig und Glogan.
d) Deutschlands Lage zu den Nachbarstaaten.
12 9. Deutschland ist das Herz Europas. Nenne die umgebenden Staaten, auch
die, die durch Nord- und Ostsee von uns getrennt sind! Viele Nachbarn bedeuten
viel Gefahr, schaffen aber auch viel Anregung und fördern die Kultur.
10. Infolge seiner zentralen Lage und seiner offenen Grenzen war Deutschland
das Hauptschlachtfeld Europas. Beispiele aus der Geschichte!
11. Die zentrale Lage und die offenen Grenzen erfordern ein festes Zusammen-
halten der einzelnen Stämme, ein starkes Heer und eine starke Flotte. Als wir nicht
einig und ohne starke Rüstung waren, waren wir ein Spielball anderer Mächte.
Nachweis aus der Geschichte! Zu andern Zeiten beeinflußte Deutschland die Ge-
schicke des ganzen Erdteils (Otto d. Gr., Barbarossa).
12. Wenn wir stark genug sind, uns der äußern Feinde zu erwehren, ist die zen-
trale Lage sehr wertvoll. So war zur Zeit der Hansa Deutschland als das Herzland
des Erdteils neben Italien der Mittelpunkt des europäischen Handels;
heute ist es auf dem europäischen Festlande die erste Handelsmacht. Auch auf
andern Gebieten steht „Deutschland in der Welt voran" („das Land der Den-
ker und Dichter", „das Land der Schulen und der Kasernen", das Land
der sozialen Fürsorge ^Arbeiterversichernng^).
2. Form, Größe und Einwohnerzahl Deutschlands.
13 1. Zeichne nach Abb. § 13 den Umriß Deutschlands!
2. Mit seinen 549 00v qkm nimmt Teutschland in Europa die 3., mit seinen
6» Millionen Einwohnern die zweite Stelle
ein. Frankreich ist etwas kleiner (536000
qkm), Rußland 10 mal so groß (5,4 Mil-
lionen qkm). Deutschland macht ungefähr
Viooo der Erdoberfläche aus; V1000 Deutsch-
land ist so viel wie der Bodensee (540 qkm).
— Auf 1 qkm kommen 120 Einwohner.
(Berechne!). Von den größeren Staaten
ist nur England dichter bevölkert (145).
Die Kleinstaaten einbezogen, stehen auch
Belgien (251!) und die Niederlande (177)
voran.
3. Teutschlands Einwohnerzahl nimmt
jährlich um rund 900 00st zu. Auf 1000
Einwohner ist die Zahl der Geburten um
14 größer als die Zahl der Sterbefälle (in
Frankreich nur 1,2). Unmittelbar nach dem
Kriege von 1870/71 hatte Deutschland nur
Abb. § 13. Aufgabe: 1. Zeichne den
Umriß: a) nach der Vorlage, b) aus
dem Gedächtnis!
Beachte die mit Namen versehenen Ein-
buchtungen und Vorsprünge (1 ist die
Halbinsel Wagrien, 2 die Mecklenburgische,
3 die Pommersche Halbinsel).
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Extrahierte Personennamen: Otto Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Polens Mainz Coblenz Wesel Posen Thorn Königsberg Danzig Deutschlands Deutschland Europas Deutschland Europas Deutschland Italien Deutschlands Deutschlands Europa Frankreich Rußland Deutschland England Belgien Niederlande Frankreich Deutschland
Die Religionskriege in Westeuropa.
221
die Niederlnder als Auslnder haten. Neben der Organisation der niederlndischen Kirche und der Forderung, auch die Ketzeredikte des Tri-dentiner Konzils in aller Strenge durchzufhren, erregte die Ernennung Granvellas zum Erzbischof von Mecheln und das Verbleiben spanischer Truppen im Lande nach dem Friedensschlsse mit Frankreich Beunruhigung bei den Niederlndern. Ihre Beschwerden vertrat der Adel des Landes unter Fhrung Wilhelms von Oranien, des Statthalters von Holland, Seeland und Utrecht, und des Grafen Egmont, Statthalters von Flandern und Artois, bei der Statthalterin und dem Könige.
Ausbruch der Unruhen. Da Philipp zwar die Truppen abberief, aber an seinen kirchlichen Plnen festhielt, schlssen vierhundert Edelleute einen Bund, den Kompromi, und schwuren einander zu helfen und den Neuerungen Widerstand zu leisten.
Als sie ihre Bittschrift in Brssel berreichten, fiel das Wort: Ce n'est qu'un tas de gueux, das zur Bildung des Parteinamens Geusen" Anla gab.
Vielleicht wrde Philipp ihren Beschwerden abgeholfen haben, htte nicht gleichzeitig eine gewaltttige Bewegung des Volkes stattgefunden. Die dem Tufertum und dem Calvinismus zugewandte Bevlkerung fing an die Klster zu zerstren und die Bilder in den Kirchen herab-zureien. Mit aller Schrfe schritten die Statthalter, darunter Egmont und Oranien, gegen die Aufrhrer ein und stellten die Ruhe wieder her.
Der Abfall. Der Abfall der Niederlande begann unter der Statt-halterschaft des Herzogs Alba (1567). Er kam an der Spitze eines Heeres von spanischen Sldnern nach Brssel, setzte hier einen auerordent-lichen Gerichtshof, den Rat der Unruhen oder den Blutrat", wie das Volk ihn nannte, ein, besetzte die Richterstellen mit Fremden und erhob eigen-mchtig eine hohe, Handel und Gewerbe schdigende Umsatz- und Vermgens-steuer. Die Wirkungen dieser Willkrherrschaft blieben nicht aus, Tausende von Niederlndern verlieen ihre Heimat, und Wilhelm von Oranien, der sich schon vor Albas Ankunft geflchtet hatte, fhrte an ihrer Spitze ein Sldnerheer gegen die Spanier. Bei seinem Herannahen lie Alba die Grafen Egmont und Hoorn des Hochverrats anklagen und 1568 in Brssel hinrichten. Er vereitelte den Versuch Oraniens, durch Einflle in Brabant und Friesland einen Aufstand hervorzurufen; aber auf der See, wo sie ein wildes Seeruberleben fhrten, errangen die Niederlnder (Wassergeusen") mit der Einnahme der Festung Briel an der Maasmndung (1572) und bald darauf mit der Gewinnung der festen Stadt Vlifsingen einen wichtigen Erfolg, sie unterbanden dadurch den Seeverkehr von Antwerpen. Hierauf wurde der Aufstand in den nrdlichen Provinzen fast allgemein. Alba wurde 1573 abberufen und lie das Land in vlliger Verwirrung zurck; er konnte den Abfall nicht mehr aufhalten.
Die Trennung der Provinzen. Noch hielten die Provinzen zu-sammen, ja die Plnderungen einiger Städte durch die spanischen Sol-daten unter Albas Nachfolger fhrten eine engere Vereinigung herbei. Ohne Unterschied der Konfession schlssen sie 1576 zu Gent einen Ver-trag (Genter Pazifikation), um die spanischen Sldner aus dem Lande zu vertreiben.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Philipp Philipp Philipp Philipp Wilhelm
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232
Aus der Geschichte der Neuzeit.
Bereits im Jahre 1610 drohte hier im Westen ein groer Krieg auszubrechen. Damals war der Waffenstillstand zwischen Spanien und den Niederlanden soeben erst geschlossen. Die Grenze zwischen den freien und den spanischen Niederlanden verlief sdlich von den drei parallelen Strom-laufen der Maas und des Rheines. An ihrer Ostgrenze lagen innerhalb des Reiches fast nur geistliche Gebiete Trier, Cln, Mnster) und dazwischen die in einer Hand vereinigten Herzogtmer Jlich, Kleve, Berg, zu denen die Grafschaften Mark und Ravensberg in Westfalen gehrten. Ihre Bevlkerung war protestantisch, der Herzog katholisch. Als im Jahre 1609 der letzte Herzog starb, traten zwei Fürsten, beide protestantisch, mit An-sprchen auf die Erbschaft auf, Johann Sigismund von Branden-brg*) und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Die Kriegs-gefahr wurde nun dadurch wachgerufen, da der Kaiser, da sich die Erben nicht einigen konnten, einen Erzherzog beauftragte, an der Spitze Habs-burgischer Truppen die Herzogtmer in Beschlag zu nehmen. Unmglich konnten die Niederlande dulden, da die wichtigen Rheinbergnge im Kle-vischen, z. B. Wesel, durch kaiserliche Truppen besetzt wurden. Sie traten darum mit Frankreich in ein Bndnis, und die Union schlo sich ihnen an. Der drohende Krieg wurde aber vermieden, da sich die Erben einigten und Heinrich Iv. 1610 ermordet wurde. 1614 wurden die Herzogtmer geteilt, Kleve, Mark und Ravensberg kamen an Johann Sigismund, der inzwischen zur reformierten (calvinischen) Kirche bergetreten war, Jlich und Berg an Wolfgang Wilhelm, der katholisch geworden war.
Der Verlauf des Jlich-Klevischen Erbfolgestreites zeigte, da jede ernste Gefhrdung des Friedens im Reiche das Auslaud, Spanien, Frankreich und die Niederlande, einzugreifen veranlassen wrde, da aus jedem deutschen ein europischer Krieg werden wrde.
2. Die Kmpfe um das dominium maris Baltici.
Ilm 1400 hatten der Deutsche Orden und die Hansa die Herrschaft auf der Ostsee gehabt.
Im 15. und 16. Jahrhundert war Polen an die Stelle des Ordens getreten. 1466 hatte es Westpreuen erobert und einverleibt, das brig-bleibende Ordensland, Ostpreuen, zum polnischen Sehen gemocht, aud) Danzig stand unter polnischer Hoheit. 1525 wurde der Hochmeister Albrecht von Hohenzollern erblicher Herzog von Preußen unter polnischer Lehnshoheit. 1561 machte sich Gotthard Ketteler, der letzte Hochmeister des Schwertordens, zum Herzog von Kurland und wurde Polens Vasall, Livland fiel unmittelbar an die Krone. Polen hatte seilte glnzendste Zeit, es beherrschte den Oftrand des Baltischen Meeres, und es reichte bis zur Kste des Schwarzen Meeres.
*) Wilhelm v. Kleve ___[_
tflarta (Eleonore Anna Johann Wilhelm + J609
(Sem. Herzog Albrecht Friedrich (Sem. Pfalzgraf
v. Preußen zu Neuburg
I I
Anna Wolfgang Wilhelm (Sem. Johann Sigismund
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Extrahierte Personennamen: Maas Maas
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So war das Elsaß auch von dieser Not befreit, um bald wieder neuen Verwüstungen preisgegeben zu werden.
Heinrich Ii. von Frankreich, der „Schützer der deutschen Freiheit".
(1552.)
Im I. 1546 beschloß Kaiser Karl V., gegen die Protestanten, welche das Bündnis zu Schmalkalden geschlossen hatten, mit Waffengewalt vorzugehen. Der Papst versprach ihm Unterstützung, und selbst der protestantische Herzog Moritz von Sachsen trat auf seine Seite. Straßburg hielt zu den verbündeten Fürsten und stellte 2000 Mann und 12 Kanonen ins Feld. Aber die Bnndes-hänpter ließen die günstige Gelegenheit zum Angriff vorübergehen, und als Herzog Moritz in Sachsen einfiel, waren die oberländischen Städte ihrem eigenen Schicksal überlassen. Schon hatten sich Augsburg, Ulm und Frankfurt unterworfen. In dieser Not faßte Straßburgs Rat und Bürgerschaft den verzweifelten Entschluß, sich an den König Heinrich von Frankreich zu wenden^ Sie baten ihn um ein Darlehen von 80000 Goldthalern, da infolge des Krieges gewaltiger Geldmangel eingetreten war. Heinrich schickte sofort einen Gesandten nach Straßburg, der mit endloser Geschwätzigkeit die Bürger jeder Gunst von seiten seines Herrn versicherte, ihnen vorredete, wie sehr Heinrich für die Freiheit der Stadt besorgt sei, und wie er alles aufbieten würde, um ihr im Falle der Not beiznftehen. Da jedoch die übrigen Glieder des schmalkaldischen Bundes bei Mühlberg geschlagen worden waren, so sah sich auch Straßburg genötigt, sich dem Kaiser zu unterwerfen. Die Stadt mußte 30 000 Gulden bezahlen und 12 Kanonen ausliefern. Das Münster und noch mehrere andere Kirchen mußten den Katholiken zurückgegeben werden. — Nicht lange daraus jedoch trat ein großer Umschwung ein. Der Kurfürst Mo-ritz von Sachsen trennte sich vom Kaiser und schloß mit König Heinrich von Frankreich einen Vertrag auf Unterstützung, wofür diesem die Schutzherrlichkeit über Metz, Tonl und Verbun zugesagt würde. Pomphaft fünbete der König an, er komme ans göttlicher Eingebung als Schützer der beutschert Freiheit und erwarte keinen andern Nutzen, als ewige Dankbarkeit der Fürsten und Stabte und die Un^-
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